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Wenn man Verfechter und Vertreter der wissenschaftlichen Medizin mit der äußerst peinlichen Tatsache konfrontiert, dass das Mittel XY trotz aller Doppel-blind Versuche, klinischen Tests und wissenschaftlichen Wirkungsnachweisen, in der praktischen Anwendung wegen gesundheitsschädigender Wirkung (oder auch Unwirksamkeit) wieder vom Markt genommen werden musste, dann kommt oft, im Verbund mit dem zuvor erwähnten, menschlichen Versagen, das Argument von der „schlechten“ Wissenschaft (womit z.B. unzureichende Langzeitstudien gemeint sein können), implizierend, dass es eine „gute“ Wissenschaft gibt. Also – im Prinzip wäre doch alles in Ordnung, wenn man sich an die „gute“ Wissenschaft hielte, wir uns nur dazu bringen müssten, sie ebenso gut zu praktizieren wie sie eigentlich ist.

Das ist eine Utopie, und zwar eine von der gefährlichen Sorte. Die christliche Idee, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen wie uns selbst, und, wenn der dann trotzdem noch aggressiv daherkommt, ihm auch noch die andere Wange hinhalten sollen – das ist auch so eine „eigentlich sehr gute“ Idee, aber nach 2000 Jahren Geschichte wissen wir, dass sie eine Utopie ist und bleiben wird, und das sie in ihrer Ausführung so furchtbar gescheitert ist, wie sie „eigentlich“ gut ist. Solche Ideen, die aus unserer Welt bei Befolgung im Handumdrehen ein Paradies auf Erden machen würden, gibt es viele, aber sie scheitern allesamt an der Unzulänglichkeit derer, die sie verwirklichen sollen. Der Mensch kann, wenn überhaupt, solchen Ansprüchen an Perfektion, bedingungsloser Liebe, Toleranz, unbedingter Gerechtigkeit usw. immer nur als Einzelner gerecht werden (das sind dann Weise oder Helden oder Religionsstifter – oder so bescheidene Menschen, dass sie niemals auffallen und somit keine „Spuren“ hinterlassen), niemals in einer „kritischen“ Masse, die ihrerseits Größeres bewirken könnte.

Das Problem bei dem Versuch solche Utopien umzusetzen, ist das ihm eigene Radikalitätspotential. Eine solche Idee kann entweder nur ganz oder gar nicht umgesetzt werden, es gibt keinen Mittelweg. Die Umsetzung des wissenschaftlichen Konzepts macht da keine Ausnahme, im Gegenteil, da geht es noch mit einer Extra Portion Radikalität und Intoleranz zu, und zwar weil die Wissenschaften mit „beweisbarem Wissen“ aufwarten, nicht etwa mit unbewiesenen Glaubenssätzen, über die man verschiedener Meinung sein könnte. Der Mensch ist am intolerantesten, wird am ehesten zum Fanatiker, wenn er glaubt oder meint, im Besitz der alleingültigen (allein seligmachenden) Wahrheit zu sein – im Falle der Wissenschaften – im Besitz der allein gültigen Erkenntnis- und Beweismethoden. Darum wird der Mensch erst dann wieder tolerant – und weise – wenn er weiß, dass er nichts weiß!

Auf eine bessere Welt zu hoffen, zu hoffen, dass man in der Zukunft doch noch einen wissenschaftlichen Beweis für das Funktionieren der Homöopathie findet – so etwas tun Wissenschaftler gerne mit „naiver Blauäugigkeit“ ab. Seltsam, dass sie zuzeiten selber davon befallen werden: in Bezug auf die Atommüllendlagerung „hoffen“ , „glauben“ und „vertrauen“ die Wissenschaftler darauf, dass den nächsten Generationen etwas einfallen wird, damit dieses Problem gelöst werden kann. Sie hoffen ebenfalls noch rechtzeitig ein neues Antibiotikum zu entdecken, um demnächst den, durch ihr Verschulden gegen alle Antibiotika resistent gewordenen Supervirus, bekämpfen zu können (und damit auf lange Sicht einen auch dagegen wieder resistenten Super-Supervirus zu züchten).

Wie alle Phantasten lassen sie die Flugzeuge starten, bevor sie die Landebahnen gebaut haben – daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie sich auf „beweisbares Wissen“ berufen!

 

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