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Oder: Der Fanatismus der Jünger

Sie kennen den Ausdruck „einhundertfünfzigprozentig“ – päpstlicher sein als der Papst. Mit anderen Worten, ein sehr viel zu viel des Guten, ein so viel zu viel, dass es sich in sein Gegenteil verkehrt und bodenlos schlecht wird; die maßlose Übertreibung einer eigentlich guten Sache, die durch eben diese Maßlosigkeit in Fanatismus, Intoleranz und Arroganz mündet.

Bereits die 100%-Formel ist nur auf Einzelgänger oder Eremiten anwendbar – ansonsten sind Menschen, die zu allem eine hundertprozentige Meinung haben, hinter der sie ausnahmslos hundertprozentig stehen und die sie immer hundertprozentig praktizieren, schwer oder nur kurzfristig zu ertragen. Hundertprozentig bedeutet u.a. perfekt, und Sie haben vielleicht schon entsprechende Erfahrungen mit Perfektionisten gemacht: solange man diesen Perfektionismus nur auf sich selber beschränkt, ist dagegen nichts einzuwenden, aber wenn man andere damit nervt….

Die Hundertfünfzigprozentigen können und wollen gar nicht anders, als ihre gesamte Umwelt, ob sie will oder nicht, unter ihre Sicht der Dinge zu jochen, sie damit zu vergewaltigen! Sie treffen diesen Größenwahn und diese Egomanie immer dort an, wo Menschen meinen, glauben, denken, „wissen“, dass sie, wodurch auch immer – einen Gott, eine Methode, eine Ansicht usw. – in dem Besitz der einzig wahren, allein gültigen Sicht dieser Welt gelangt sind. Und gerade weil es die vermeintlich einzig wahre und allein gültige Sicht der Dinge ist, muss sie, dem Charakter dieser Menschen gemäß, allen anderen aufgezwungen werden. Dadurch machen sie sich selber zu den neuen Hohenpriestern, den neuen Machthabern der von ihnen verkündeten Wahrheit. Selber zu schwach, um mit der Vielfalt dieser Welt zurechtzukommen, finden sie ihre Stärke in schmalspuriger Simplifizierung und dem großtönenden Vor- und Nachbeten ihrer Gurus.

Die wirklich „großen“ Wissenschaftler sind selten hundertprozentig geschweige denn hundertfünfzigprozentig. Sie sind keine Vor- oder Nachbeter, sind weder intolerant noch fanatisch. Kein Mensch mit solch miesen und kleingeistigen Qualitäten kann jemals wirklich „groß“ sein, aber ihre selbsternannten Jünger haben anscheinend weder die intellektuellen Fähigkeiten noch die notwendige Menschlichkeit, um diesen einfachen Sachverhalt zu verstehen. Wenn etwas die Wissenschaften voranbringen, erweitern und vor allem menschlicher machen kann, dann ist es eine kritische Einstellung ihnen gegenüber, ihr permanentes in Frage-Stellen – nicht kadavergehorsames Parolendreschen, nicht völlig unkritisches Nachbeten oder blinder Glaube, nicht blindwütiges Abschmettern alles Unwissenschaftlichen.

Wenn Sie den einäugigen Skeptikern folgen, dann gibt es zum Schluss nur deren „Endlösung“: allein die Wissenschaften zählen, alles andere muss verbrannt, ausgelöscht werden. Homöopathen, Heilpraktiker, Chiropraktiker, Akupunkteure, Pflanzenheilkundige … alle verboten, weg damit. Es gibt dann nur noch die Pharmaindustrie und deren „Medizin“ – es gibt dann nur noch eine Partei, ein Diktat und eine Diktatur: die der wissenschaftlichen Medizin. An dieser Endstation steigen Sie aus, wenn Sie die einäugigen Skeptiker schalten und walten lassen.

Wenn Sie mir bis hierhin gefolgt sind, sollten Sie wissen, dass Sie auf gar keinen Fall diesen Zug nehmen und an dieser Endstation aussteigen wollen.

 

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