Oder: Glauben ist nicht gleich glauben
Der menschliche Körper besitzt die Fähigkeit mit verschiedenen Krankheiten und Verletzungen fertig zu werden, sich selber zu heilen. Besäße er diese Selbstheilkräfte nicht, wären wir schon längst ausgestorben. Diese natürliche Gesundung empfinden wir als kaum mehr der Rede wert, solange sie kleinere Beschwerden betrifft: wir schneiden uns mit dem Küchenmesser, wir haben einen Schnupfen, gelegentlich Kopf- oder Bauchweh, eine Prellung, einen verstauchten Fuß – all das heilt normalerweise von selbst, ebenso wie z.B. Kinderkrankheiten bei normalem Verlauf auch ohne ärztliche Hilfe in ein bis zwei Wochen ausgestanden sind. Die Sache sieht schon anders aus, wenn es sich um ernsthafte, gefährliche Erkrankungen handelt: eine Lungenentzündung bekommt der Körper in der Regel nicht mehr alleine in den Griff. Allerdings sollte man die Regenerationsfähigkeit des Körpers keinesfalls unterschätzen. Es hat immer schon Menschen gegeben, die vor allem in der Vergangenheit, ohne moderne, ärztliche Versorgung, schwerste Infekte, Verletzungen und Krankheiten überstanden haben.
Wirklich interessant wird die Sache bei den so genannten hoffnungslosen Fällen: Krankheiten im Endstadium; Krankheiten, die nach Ansicht der regulären Medizin absolut keine Heilungschancen haben; Menschen, denen die Ärzte nur Wochen, Tage oder gar Stunden geben, und bei denen plötzlich ein Prozess einsetzt, den die reguläre Medizin mit „spontaner Remission“ (Spontanheilung) bezeichnet. Zwar hat die Medizin bei bestimmten dieser Krankheiten erforscht, was im Körper passiert, wenn dieser Prozess erst einmal in Gang gekommen ist – wodurch er aber ausgelöst wird, darüber kann sie bislang nur Vermutungen aufstellen. Natürlich könnte man behaupten, dass die Spontanheilung letztlich nur eine stark verzögerte Selbstheilung sei, so, als hätte es sich der Körper um eine Sekunde vor zwölf doch noch anders überlegt, aber das ist nicht so ganz überzeugend. Nicht ohne Grund sprechen Ärzte von einem hoffnungslosen Fall, von einer Endstation, wenn nämlich so viele Zellen endgültig zerstört, lebenswichtige Organe so geschädigt worden sind, dass sich der Körper auch bei sofortigem Stillstand der Krankheit, nach wissenschaftlichem Dafürhalten (Wissen) nicht mehr davon erholen kann. Bei einer solchen spontanen Remission stoppt der Körper nicht nur die Krankheit, sondern er startet zugleich ein nicht minder unfassbares Regenerationsprogramm – er schaltet quasi auf Kakerlakenstufe. Das Zellreparaturprogramm bei Kakerlaken ist derartig schnell und effektiv, dass diese Tierchen sich auch noch von einer Dosis radioaktiver Strahlung erholen, die für jeden Menschen tödlich wäre. Das kann man getrost als Wunder bezeichnen, und wie bei allen Wundern, sind diese Spontanheilungen äußerst selten.
Als besondere Variante der Spontanheilungen gelten Wunderheilungen. Von den mindestens einer Million Gläubigen, die bislang nach Lourdes gepilgert sind (ca. 50 000 pro Jahr), um dort den christlichen Gott, bzw. die Mutter Maria um Heilung zu bitten (darum zu beten), hat die katholische Kirche ganze 67 Fälle als Wunderheilungen anerkannt, und zwar nach Kriterien, wie sie schärfer und wissenschaftlicher kein Wissenschaftler formulieren könnte. So spricht denn auch die reguläre Medizin in Bezug auf diese anerkannten Fälle von „unerklärlichen“ Heilungen, wobei sich „unerklärlich“ auf beides bezieht: den Auslöser und den Vorgang als solchen (wie bereits erwähnt, ist die Beschreibung dessen was passiert, wenn dieser Vorgang erst einmal in Gang gekommen ist, eben nur eine Beschreibung … keine Erklärung).
Gibt es also Dinge, die wir „wissenschaftlich“ nicht erklären können? Ohne Zweifel ja! Ist deswegen trotzdem nicht „alles“ möglich, z.B. Gott? Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung. Für die 67 anerkannten Fälle ist ohne jeden Zweifel klar, das Gott (oder die Mutter Maria) sie erhört und ihnen geholfen hat – ihr Gott, der christliche! Ohne jeden Zweifel ist für sie klar, dass ihr Gebet, ihr Glaube der Auslöser für diese Heilung war, getreu dem Bibelspruch: „Steh auf und wandle, denn dein Glaube hat dir geholfen (hat dich geheilt).“ Andererseits ist es, ehrlich gesagt, deprimierend, dass ein solch liebender Gott wie der christliche, nur 67 seiner Schafe von Millionen erlösen will, und weniger gelinde formuliert muss man sich fragen, ob hinter diesen 67 Fällen ein Gott steckt, bzw. was für ein wählerischer, grausamer Gott das sein sollte.
Vielleicht kommen wir aber auch ganz ohne den „lieben“ Gott aus, wenn wir uns nämlich auf den Glauben ganz allgemein beschränken: begrüßen wir das „kleine Wunder“, den kleinen Bruder der Spontan- oder Wunderheilung, den Placeboeffekt. Wenn auch nicht so spektakulär-dramatisch, ist er doch auch einer von diesen Fällen, die „irgendwie“ mit Glauben, Erwartungshaltung, Vorstellungskraft oder Suggestion zu tun haben, und hier ist das Wunder das „mind over matter“: das nämlich so etwas immaterielles wie ein Gedanke oder eine Vorstellung seinerseits so etwas wie eine Materialisation bewirkt. Ja, man könnte es fast ebenso gut als Magie bezeichnen: da sagt man in Gedanken einen Zauberspruch wie er einfacher nicht sein könnte, “ ich glaube, ich werde jetzt gesund“, und … der Körper legt den Rückwärtsgang ein, und fährt sich, mess- und sichtbar, aus dem Krankheitsmorast heraus, in dem er gerade noch zu versinken drohte.
In den Wissenschaften heißt es so schön, dass nur eine einzige Ausnahme genügt, um das betreffende Naturgesetz und die darauf basierende, wissenschaftliche Lehre, grundsätzlich in Frage zu stellen. Stellen Sie sich vor: Im Zentrum irgendeiner europäischen Hauptstadt, nehmen wir einfach Paris, also in Paris, auf dem Place de la Concorde, würde plötzlich der dort aufgestellte Obelisk „levitieren“, d.h. sich vom Fundament lösen, und 50cm über dem Erdboden schweben. Können Sie sich vorstellen, was da in der wissenschaftlichen Physik los wäre? Sehr wahrscheinlich würden alle Physiker der Welt für die nächsten Jahre dorthin pilgern, und versuchen herauszufinden, warum hier das Gesetz der Gravitation außer Kraft gesetzt wird. Stellen Sie sich weiterhin die ungeheuren Konsequenzen vor, sollten die Wissenschaftler herausfinden, wie diese Levitation zustande gekommen ist, und wie man sie benutzen kann. Es würde unser Leben in vielerlei Hinsicht revolutionieren; zugleich steckte in einer solchen Nutzbarmachung ungeheurer Profit, und, in Bezug auf die Waffentechnologie, ungeheure Macht. Grund genug für die Wissenschaftler, sich, in einem Forschungsmarathon sondergleichen, um die Lösung des Phänomens zu bemühen.
Spontane Remissionen und Wunderheilungen sind keine Einzelfälle – der Placeboeffekt schon gleich gar nicht – es wäre, um bei unserem Beispiel zu bleiben, als ob in allen Großstädten dieser Welt irgendein Denkmal oder Stein in der Luft schwebte. Eigentlich müsste die gesamte wissenschaftliche Medizin Kopf stehen, und sich fast nur noch der Erforschung dieses Phänomens widmen, denn, welch jede Vorstellung sprengender Segen für die Menschheit, könnte sie herausfinden, wie und wodurch man solche Heilungen gezielt auslösen kann. Die Zahl der Krankheiten an denen wir sterben würde drastisch reduziert, Ängste vor unheilbaren Krankheiten gäbe es nicht mehr, das Gesundheitswesen wäre mit einem Schlag weltweit aus den roten Zahlen … na ja, und die Pharmaindustrie … nun, deren Bosse könnten endlich mal in Ruhe ihre astronomischen Gewinne verprassen, und danach wäre der Spuk verschwunden.
Haben Sie schon einmal von einem staatlich geförderten Forschungsinstitut für Spontanheilungen oder den Placeboeffekt gehört? Haben Sie irgendwo gehört, gesehen, gelesen, dass hier mal vier Milliarden Euro (das ist die gängige Abschlagszahlung einzelner Pharmakonzerne wie z.B. Merck, wenn sie „Mist“ gebaut haben mit ihren Medikamenten, siehe „Probieren – versuchen – probiert werden – Versuchskaninchen“) in die Forschung für Placebo und Co. investiert werden? Nein? Ich auch nicht. Denken Sie mal darüber nach … und, Sie wissen ja: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.