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Es gibt Erfahrungen, die ohne große Denkleistung verwertet werden: man verbrennt sich an einer heißen Herdplatte. Diese Erfahrung schlägt sich in einem einfachen Gedankengang nieder: heiße Herdplatte = Verbrennungsschmerz = in Zukunft meiden bzw. aufpassen.
Auch Heilungen können auf dieser simplen Schiene laufen, z.B. Kopfschmerzen = Aspirin schlucken = Kopfschmerzen weg. Oder: Schnittwunde = schmutzig = Entzündung = schmerzhaft = heilt schlecht. Dagegen Schnittwunde säubern = heilt umgehend ab.
Aber es gibt problematische Krankheitsverläufe, die fast immer komplexe Denkvorgänge auslösen. Erkrankung xy spricht nicht auf die Standartbehandlung an; es muss zwischen verschiedenen Behandlungsmethoden gewählt, Nebenwirkungen abgewogen werden, oder die Krankheit nimmt einen chronischen Verlauf, usw.
Ihr selbstständiges Denken wird in dem Moment aktiviert, wo Sie sich zu bestimmten Erfahrungen Ihre eigenen Gedanken machen.
Beispiel: Sie bekommen jeden Winteranfang eine schwere, fiebrige Erkältung und gehen damit zum Arzt. Der verschreibt ein fiebersenkendes Mittel und Antibiotika. Sie haben zwei Wochen mit dieser Erkrankung zu tun und bekommen, Nebenwirkungen der Antibiotika, zusätzlich Magen- und Darmprobleme.
Irgendwann sind Sie in einem frühen Winterurlaub auf einer einsamen Skihütte, die Erkältung kommt an einem Wochenende, kein Arzt ist zu erreichen, und so müssen Sie sich notgedrungen selber helfen. Sie entsinnen sich an Großmutters Behandlung aus ihrer Kindheit: Kamillentee, Schwitzkur, das Fieber gewähren lassen und drei Tage strikte Bettruhe. Sie kommen mit nur einer Woche davon und das auch noch ohne Magen- oder Darmprobleme.
Sie denken nach, und fragen sich logischerweise, weshalb Sie bisher Antibiotika und fiebersenkende Mittel geschluckt haben. Sie forschen im Internet nach, und finden heraus, dass Antibiotika gegen bakterielle Infekte, nicht aber gegen virale helfen. Sie fragen anschließend Ihren Arzt. Der sagt Ihnen, dass er die Antibiotika auch gegen eventuelle Nach- oder Nebeninfektionen verschreibt, um es Ihrem, durch die Erkältung geschwächten, Körper leichter zu machen mit der Erkältung fertig zu werden.
Sie fragen ihn, weshalb er nicht erst einmal feststellt, um was für eine Art von Infekt es sich bei Ihnen handelt. Darauf antwortet er, dies sei zu zeitaufwendig. Bis der Abstrich untersucht und der Befund vorliege vergingen in der Regel zwei Wochen, und da könnte Ihre Erkältung auch von alleine abgeheilt sein.
Zu Hause denken Sie darüber nach … Antibiotika schwächen den Körper, denn sie töten gesunde und infizierte Zellen unterschiedslos ab. Irgendwie erscheint Ihnen die Erklärung Ihres Arztes doch widersprüchlich. Sie sprechen Ihre Arbeitskollegen auf das Thema an, aber die winken ab: der Arzt wird schon wissen was er tut, er ist schließlich der Fachmann. Großmutterrezepte … ha, das war anno dazumal, heute wissen wir es besser bzw. eben wissenschaftlich. Umfragen im Bekanntenkreis haben dasselbe Ergebnis: der Arzt hat Recht.
Nun, wie werden Sie weiterdenken?
Selbstständig denken bedeutet einen eigenen Stand machen, basierend auf der eigenen Erfahrung – nicht auf der anderer.
Vielleicht kommen Sie zu dem Schluss, Antibiotika nur noch bei schwereren Erkrankungen einzunehmen, und es bei leichteren Fällen mit alternativen Methoden zu versuchen. Vielleicht stellen Sie außerdem fest, dass der Arzt nicht immer Recht hat und auch nicht immer den für Sie besten Behandlungsweg wählt. Und vielleicht kommen Sie außerdem zu dem Schluss, dass die Meinung anderer nicht immer reflektiert und fundiert ist, und Sie deshalb besser nicht darauf hören sollten.
Vielleicht stehen Sie dann mit dieser Meinung zunächst allein auf weiter Flur, aber das sollte Sie überhaupt nicht stören: selbstständiges Denken führt dazu, unabhängig von anderen zu sein und auf eigenen Füssen stehen zu können.

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